Als Bewohner von Ispringen, aber auch Besitzer einer Gartenfläche auf Pforzheimer Gemarkung fällt mir immer wieder auf, dass die Stadt Pforzheim landwirtschaftlich genutzte Flächen aufkauft, um Ausgleichsflächen für Bauvorhaben vorhalten zu können. Um diese Ausgleichsflächen aufzuwerten, werden sie mit der Anpflanzung der unterschiedlichsten Obstsorten zu Streuobstwiesen umgewandelt. Bei meinen Spaziergängen in der Feldflur sehe ich schon seit der Kirschenreifezeit, wie die schönsten und besten Früchte ungenutzt auf den Bäumen hängen bleiben. Im Vorübergehen zu naschen kann als Diebstahl geahndet werden – das Kavaliersdelikt Mundraub existiert nicht.
Die Herstellung von Baumscheiben durch Rindenmulchauftrag, der Frühjahrsschnitt sowie Nachpflanzungen bei Ausfällen, ggf. Erneuerung der Baumpfähle werden fachgerecht durchgeführt. Durch den reichen Obstertrag dieses Jahres stehen jedoch viele Bäume an der Grenze ihrer Belastbarkeit. Viele Äste brechen ab (s. Photo), weil sich niemand kümmert, den Fruchtansatz reduziert oder rechtzeitig die Bäume durch Stützen stabilisiert.
Was mich aber am meisten ärgert: es gibt wohl keine organisierte Nutzung des Streuobstes. Wir haben im Enzkreis die Streuobstbörse, etliche Gemeinden des Enzkreises haben auf ihrer Gemarkung eigene Strategien der Streuobstnutzung durch ihre Bürger entwickelt – was aber macht Pforzheim? Hier gäbe es sicher Lösungsmöglichkeiten durch Anbindung an vorhandene Strukturen, ggf. unterstützt durch Ehrenamtliche, z.B. rüstige und in der Materie erfahrene Rentner.
Vielleicht kann dieser Leserbrief ein Anstoß sein, dass sich auch in Pforzheim in Hinsicht auf unsere einzigartige Streuobstkultur etwas tut – man muss das Rad nicht neu erfinden, sondern kann ja auch mal schauen, was die anderen machen.
Dr. Wolfgang Ballarin, Ispringen