Klimawandel – sind wir vorbereitet? (vom 10.12.2018)

Es dürfte selbst den unbedarftesten Populisten nicht entgangen sein, dass unser Klima sich wandelt – trockenheiße Sommer und trockenkalte Winter sind in Mitteleuropa zu befürchten – ein typisches kontinentales Klima wie z.B. in Innerasien.

Ob der Mensch mit seiner erhöhten CO2-Produktion allein dafür verantwortlich ist, wird insbesondere von Lobbyisten der Kohle- und Öl-Lobby und den von ihnen regelmäßig mit Fake-News versorgten Politikern bestritten. Tatsache ist aber, dass die Klimamaschine unserer Erde nicht mehr rund läuft.

Mit dem Abtauen der nordpolaren Eismasse und dem zuströmenden Süßwasser fehlt einer der Hauptantriebe für den Golfstrom, der einer unser Wettermotoren und Feuchtigkeitsspender ist – er schläft ein.

Der Jetstream, der verantwortlich dafür ist, dass das Wetter in kurzen Abständen immer wieder von Hoch- zu Tiefdruckgebieten und umgekehrt wechselt, verlangsamt diesen Wechsel, sodass Extremwetterlagen mit lange verbleibenden Hochdruckgebieten wie diesen Sommer mit extremer Trockenheit oder Dauerregen über Wochen wie im Jahr 2013 die Folge sind (oder aktuell Trockenheit mit Flächenbränden in Kalifornien bzw. Starkregen mit Überschwemmungen im Mittelmeerraum).

Hat die Politik diese Bedrohung für unsere Umwelt, für die Landwirtschaft, für unser Wohlbefinden und für unsere Sicherheit überhaupt erkannt?

Jetzt schon gibt es interkommunalen Streit wie z.B. innerhalb der Mitglieder der Mannenbach-Wasserversorgung um unser wichtigstes Lebensmittel – Wasser. Ob die Bodenseewasserversorgung auf lange Sicht die Versorgung mit Trinkwasser im bisherigen Umfang aufrechterhalten kann, ist für mich im Zuge des Klimawandels auch zweifelhaft.

Hier sollte ein neues Denken – von Umdenken kann wohl nicht die Rede sein – ansetzen. Längerfristiges Sichern unserer Wasser- und Trinkwasservorräte sollte politisch allererste Priorität eingeräumt werden, denn wenn wir noch so schöne Agenden planen, ohne eine gesicherte Wasserversorgung für alle und alle Bedarfe, seien es Landwirtschaft, Umwelt, Industrie, Transport etc. lösen sich alle Planungen in Luft auf. Längerfristig heißt hier nicht vier oder fünf Jahre wie die Wahlperioden unserer Politiker dauern, sondern man muss hier über Dekaden, wenn nicht Generationen planen. Hierbei dürfen auch Eingriffe wie z.B. Staustufen unserer Flüsse oder Stauseen in Schwarzwaldtälern kein Tabu sein. Auch weitreichende Wasser-Pipelines zur Versorgung von Trockengebieten sollten vorgehalten werden.

Wenn unsere Wasserversorgung längerfristig nicht gesichert wird, dann sehe ich nicht nur eine Bedrohung unserer Landschaft sowie der Landwirtschaft, sondern eine Gefährdung unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens in der Form, wie wir es kennen.

Ich bin gespannt, wann dieses Thema auf die Agenda der „großen Politik“ kommt, hoffentlich nicht erst dann, wenn es zu spät ist.

Dr. Wolfgang Ballarin, Ispringen